• Frage: Frage an milos. Was denken sie sind mögliche Lösungen oder Ansätze um die Situation in Bosnien zu entspannen (Republika srpska, die Föderation). Vielleicht haben sie als Mensch mit Jugoslawischen Hintergrund eine realitäts nähere Beurteilung zu diesem Thema als Menschen die die nur Oberflächen in den Medien mit dem Thema in Berührung kommen

    Frage gestellt von acme11met an Milos am 4 Apr 2022.
    • Foto: Milos Jovanovic

      Milos Jovanovic Beantwortet am 4 Apr 2022:


      Oh das ist eine sehr schwierige Frage und ich glaube es gibt mindestens zwei Antworten, eine optimistische und eine pessimistische:

      Zunächste die optimistische: Aus meiner Sicht müsste man über gemeinsame Programme den Zusammenhalt der drei großen in Bosnien lebenden Bevölkerungsteile fördern. Das können sein: Gemeinsame „Austausch“-Programme, offene „Grenzen“ zwischen den Entitäten, Jugendförderung, gemeinsame Projekte, wissenschaftlicher Austausch etc. Darüber müsste eine neue Generation von Bosniern gefördert werden, die ein Interesse daran haben den Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina als Heimat zu bewahren und die Partikularinteressen der einzelnen Teilnationen in einem pluralistischen und liberalen demokratischen System auszugleichen. Das wäre auch der Weg, der von der EU bevorzugt würde. Bosnien war im ehemaligen Jugoslawien auch bekannt als „Kleinjugoslawien“ weil hier die größten Bevölkerungsgruppen friedlich zusammengelebt haben, es ist also nicht unmöglich, dass das funktioniert. Aber ich sage ganz ehrlich, ich fürchte dieser Weg ist der unrealistischere.

      Nun die pessimistischere und wie ich fürchte realistischere Variante: Die RS wird weiterhin versuchen sich Stück für Stück vom Gesamtstaat unabhängig zu machen, was (leider) auch dazu führen könnte das die FBH in einen bosniakischen und einen kroatischen Teil zerfällt. In so einem Fall wäre eine Drei-Entitäten-Lösung denkbar um Bosnien als Staat zu erhalten. Das würde aber weiterhin dazu führen, dass die Menschen in einem solchen Staat auseinanderdriften und irgendwann „Bosnien“ nur noch der bosniakische Staatsteil wäre (das wäre dann auch die Variante wo Grenzen verschoben werden würden). Das würde auch die Gefahr eines erneuten Bürgerkrieges beinhalten, deshalb ist dies aus meiner Sicht die klar pessimistischere Variante.

      Es gibt auch noch eine Variante dazwischen: Einfach so weiter wie bisher. Das könnte aber zu einer „verlorenen“ Generation gehen, denn so wie es aktuell läuft geht es Bosnien nicht gut. Aber am Ende muss geschaut werden, ob sich die zahlreichen und sich widersprechenden Wünsche der drei Bevölkerungsteile (und der Minderheiten) in einem Trialog in Einklang bringen lassen. Keine einfache Aufgabe, die bosnischen Politikerinnen und Politiker stehen vor einer enorm schwierigen Zukunft.

      Ach und by the way, den Kommentar in der Frage bzgl. der Medien teile ich nicht: Wenn man verschiedene Nachrichtenquellen nutzt kann man sich, wie ich finde sehr gut zum Thema Bosnien informieren.

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